http://bielbienne.com/…/BB.17/BB_10_2017.pdf
Der Verein ProCirque veröffentlichte das erste Schweizer Zirkusverzeichnis, in welchem Biel eine prominente Rolle einnimmt.
Wer behauptet, dass Biel ein kreatives Pflaster sei, denkt dabei selten an die Zirkuskünste. Das «Schweizer Zirkusverzeichnis» belehrt einen eines Besseren. Das erste Schweizer Verzeichnis der Zirkuskünste wird von ProCirque, dem schweizerischen Berufsverband der Zirkusschaffenden, herausgegeben. Es verzeichnet rund hundert Artisten, Gruppen, Gestalter, Orte (darunter eine Bieler Schule) sowie Festivals (darunter eines in Biel). Und wer sitzt im Sekretariat von ProCirque? Der Bieler Philipp Boë.
Netzwerk. Der Verein wurde vor drei Jahren gegründet und wird von einem Vorstand geleitet, in welchem neben Boë auch die Bielerin Nina Pigné (sie ist für die Programmgestaltung des Festivals PlusQ’île verantwortlich) sitzt. «Beinahe alle Länder verfügen über ein Zirkusverzeichnis, nur in der Schweiz gab es das noch nicht. Wir dachten, mit diesem Verzeichnis würden wir einen Anreiz bieten können. Die Idee war, interessierten Personen ein Werkzeug zur Schaffung eines Netzwerks in die Hand zu geben. Unsere erste Aufgabe ist es, die Menschen und Institutionen auf den zeitgenössischen Zirkus aufmerksam zu machen», erklärt Boë.
Mit einem Festival und einer Schule nimmt Biel einen wichtigen Platz im Buch ein. Das Festival PlusQ’île, das sich den Bühnenkünsten verschrieben hat, ist aus der zeitgenössischen Zirkusszene nicht mehr wegzudenken. Es wurde 2011 durch das InfoQuartier Mett der Abteilung Jugend und Freizeit der Stadt Biel gegründet; Unterstützung erhielt man dabei von der Zirkusschule Tocati, welche zurzeit in Frinvilier untergebracht ist. Aufgrund der Bauarbeiten zur Gestaltung der zukünftigen Schüssinsel musste das Festival die Mühleinsel in Mett verlassen und ist heute auf dem Strandboden in der Nähe des Bootsverleihers Neptun beheimatet. Seit 2015 sorgt das Festival dort für Unterhaltung; momentan bereitet man die siebente Ausgabe vor, die vom 7. bis 11. Juni 2017 stattfinden wird.
Feuerkünstler. Ein weiterer Gastgeber aus dem Verzeichnis unterrichtet im Gaskessel in Biel und versteht sich als Zentrum für die Zirkuskünste: Der Verein «Zircologik – Zirkus&Theater im Chessu Biel» bietet die Möglichkeit, seine Fähigkeiten im Bereich Artistik, Tanz und Theaterperformance weiterzuentwickeln. Die Schule wird von Vera Fabbri geleitet. In den 1980erJahren war die damals 17-Jährige als Strassenkünstlerin unterwegs, bevor sie sich an der «Ecole du Cirque sans filet» in Brüssel zur Jongleuse, Clownin, Akrobatin und später Feuerkünstlerin ausbilden liess. «In meiner Schule, die vor acht Jahren gegründet wurde und allen offensteht, teile und vermittle ich alles, was ich im Verlauf der Jahre gesehen und gelernt habe. Der jüngste meiner Schüler ist sieben Monate, der älteste 45 Jahre alt.»
Subkultur. Zum Leidwesen der einen und zur Freude der anderen hat Biel immer eine enge Verbindung zur Subkultur gehabt. Die Stadt war eine der Geburtsstätten der nationalen Hip-Hop-Szene, mit dem Chessu als Tempel. «In Biel existiert eine alternative Szene, eine Offenheit und Toleranz gegenüber den anderen – das alles führt im künstlerischen Bereich zur Entstehung von Nischen», erklärt Fabbri. Das wäre auch eine Erklärung dafür, dass die Stadt wie ein Magnet auf Künstler und Schöpfer, unter ihnen die Zirkusartisten, wirkt.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar